Dienstag 25. Juli. 2006 ab 19:00 Uhr in der T-u-b-e, Einsteinstr. 42, München
zum 5-jährigen Jubiläum der Klanggalerie T-u-b-e, veranstalten die Medienkünstler Stefan Plessner und Christian Wiener eine Audio Kunst Aktion.

Jeder kann Vorort an dem Sound Experiment teilnehmen. Es gibt keine fertige Komposition, keine festgelegten Parts. Verteilte Voice Tag Recorder mit 10-Sekunden-Kleinstspeicher können immer neu übersprochen und in eine Gesamtkomposition zu immer neuen Variationen gemischt werden.

Die gesamte Session wird im Internet als Skype Cast übertragen. Alle virtuellen Teilnehmer können live partizipieren, wenn sie einen Skype Account haben. www.skypecast.com Titel: T-u-b-e
www.meshes.org
www.t-u-b-e.de

 
 
 

Die Futuristen haben Anfang des letzten Jahrhunderts begonnen die Geräusche der Stadt als Musik zu interpretieren. Noch 1927 nennt Walter Ruttmann seinen dokumentarischen Stummfilm "Berlin. Die Sinfonie der Großstadt". Ende der 50er Jahre hat die Fluxus Bewegung Musik mit ihrem performativen Charakter sogar als Leitkunst gesehen. John Cage`s Stück 4'33'' besteht nur in der Anweisung Stille. Bei seiner Aufführung hört man nichts außer den Klavierdeckel und das Publikum husten, rascheln und atmen. John Cage´s Arbeit verweist damit sowohl auf die Bedeutung des institutionellen Rahmens für jegliche künstlerische Produktion als auch auf den partizipativen Anteil des Publikums und bezieht sich damit auf den damals wiederentdeckten künstlerischen Beitrag Marcel Duchamps.

In der Voice Tag Sound Session werden an das Publikum einfache Voice Tag Recorder verteilt. Sie bestehen aus handelsüblichen Elektrobausätzen mit 10- Sekunden- Aufnahmespeicher und sind für die Session um eine Loop- Abspiel- Funktion erweitert. Besucher können die Recorder nach belieben akustisch bespielen und deren Sounds in die Voice Tag Sound Session einbringen. Auf acht Soundplätzen können Voice Tags während der Session frei platziert werden. Acht Klangspuren vom Publikum wechselnd bespielt ergeben einen offenen, diskursiven Klangteppich. Via einer Internetkonferenz können zusätzlich entfernte Teilnehmer akustische Signale beitragen.

Die Voice Tag Sound Session folgt über die vor Ort spontan vom Publikum bespielten Soundmodule den akustischen Bedingungen des Ortes. Sie bezieht Halleigenschaften ein oder Hintergrundgeräusche und entspricht damit Daniel Burens Konzept des Erscheinungsorts eines Kunstwerkes, das dieser in den 60er Jahren für den Bereich der bildenden Kunst mit dem Attribut "in situ" definiert hat. Im Bereich der Musik entwickelte diesen Ansatz Max Neuhaus, der Erfinder der Klanginstallation: "Ich entwerfe kein einziges Werk anderswo als im Raum selbst."

Das kritisch visionäre Interesse und das Wissen von prinzipiell unmöglicher Objektivität veranlasst viele Künstler heute von individuellen Behauptungen abzusehen und die Teilnahme des Publikum an Kunst tragend mit einzubeziehen. Die beiden Künstler Stefan Plessner und Christian Wiener wollen in dieser Kunstaktion dem Betrachter nichts vorschreiben, ihn nicht reglementieren oder belehren. Die Voice Tag Sound Session läßt jede akustische und perspektivische Vielfalt zu. Vielleicht sind Laute all das, was Menschen mit ihren Stimmbändern produzieren. Vielleicht ist Klang all das, was Menschen zu akustischen Ereignissen formen. Vielleicht ist Geräusch all das, was ohne menschlichem Einfluss akustisches Ereignis wird. Voice Tags können pfeifen, lachen, rülpsen, extrem laut sein oder Gedichte vortragen.

Jeder kann an dem Sound Experiment teilnehmen. Es gibt keine fertige Komposition, keine festgelegten Parts. Die Voice Tag Recorder mit ihren 10-Sekunden-Kleinstspeicher können immer neu übersprochen werden. Voice Tags sind vergänglich, die Session offen und nicht mit gleichem Ergebnis wiederholbar.

Jeder Voice Tag Recorder für sich ist über die Aktion hinaus ein low tech Objekt zur interaktiven Nachrichtenübermittlung. Besucher können die Voice Tags im Anschluss an die Session mitnehmen. Als "Non-Visual Graffiti" mit Ursprung in der Streetart, geben Voice Tags somit die Möglichkeit öffentliche Orte auditiv zu taggen. Die Tags sind dann besitzerlos und können von jedem Passanten abgehört und neu übersprochen werden.